Sonntag, 13. September 2015

Wenn ein Moment das ganze Leben auf Dauer auf den Kopf stellt.

Am letzten Dienstag erwartete mich abends eine Nachricht mit der ich nicht im Traum gerechnet hätte. Ich glaube ich werde mein ganzes Leben die Worte meiner Oma nicht mehr vergessen, wie sie zur mir sagte "Opa hatte heute morgen einen Schlaganfall". Ihr Zittern in der Stimme, die Verzweiflung, die man ihr deutlich anmerkte und das leise kurzes Schluchzen. Sie fing sich schnell wieder, so wie ich sie kenne. Nie lange emotional, immer die Fassade wahren. So bin ich groß geworden, ich kenne diese Verhaltensweise selbst von mir zu gut.

Bis ich realisiert hatte, was sie mir da eigentlich gesagt hat, was es für Auswirkungen auf unser zukünftiges Leben hat ( haben könnte), vergingen einige Stunden. Und es sollten kräftezehrende Tage folgen. Der erste Anblick, wenn ein Mensch, den man sein ganzes Leben kennt, der einem so viel bedeutet, auf einmal nicht mehr der Alte ist. Wenn einem bewusst wird, dass alles anders sein wird. Das sich wirklich alles verändern wird.

Er wird nie wieder mein Opa sein...
...der auch im Rentenalter unbedingt jahrelang weiter arbeiten wollte
...der sich beim Autofahren die ganze Zeit über andere Leute aufregt
...der Weihnachten stundenlang in der Küche verbringt, um das Essen jedes Jahr ein bisschen perfekter zu machen (und jeder zufrieden ist, nur er nicht).

... und so viele andere Dinge.

Und ich frage mich, wieso uns immer erst etwas so schreckliches passieren muss, bis wir die Menschen mit ihren doch häufig sehr eigenartigen Verhaltensweisen richig schätzen lernen. Uns über jeden Tag unseres Lebens freuen, egal wie er doch verläuft. Mehr auf uns selbst achten, auf unsere Ernährung, aus einen Ausgleich für uns selbst.

Ich möchte diesen Blick auf die Welt nicht immer wieder verlieren. Ich möchte mich viel öfter darüber freuen, dass ich tolle Freunde habe, auch wenn es mal Streit und Probleme gibt. Ich möchte viel öfter mit meiner Familie sprechen, sie öfter sehen, egal wie sehr ich mich über manche Verhaltensweisen ärger. Ich möchte mehr Zeit mit lachen verbringen anstatt mit weinen. Ich möchte auf mich selber besser acht geben, da ich eine lange Zeit gesund sein möchte und mein Leben leben will. Und ich möchte noch so viel mehr.

Egal, wie schrecklich dieses Ereignis ist. Ich möchte auch hier die positiven Seiten, die ich daraus ziehe betrachten. Und ich weiß, egal wie, wir kriegen das wieder hin. Es schweißt uns als Familie jeden Tag ein Stück mehr zusammen und auch wenn es mit Anstrengung verbunden ist -  jede einzelne Träne, jeder leere Kräfteakku ist er mir wert. 

Wir werden uns neue Erinnerungen schaffen, mit dem neuen Opa. Und zwar jede Menge.

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