J. hat mich an einem Punkt getroffen, an dem ich nicht erwartet hatte getroffen zu werden. Er kann aus irgendeinem Grund sehen und bemerken, wie viel Nähe und Schutz ich brauche. Welcher Teil noch immer in mir schlummert und Angst vor der Welt hat. Der Part, welchen M.s Beschützer aktiviert hat.
[....]
Wie viel kann ein einziger Mensch in einem Leben eigentlich
kaputt machen? Manchmal frage ich mich, ob ich mich jemals von dieser
Enttäuschung und den tiefen Wunden erholen kann, die immer noch in mir ruhen.
Ob ich sie versorgen kann. Ob ich diesem kleinen unbeholfenen Anteil den Schutz
bieten kann, den er braucht. Ob ich mir wirklich eingestehen muss, dass ich
dafür andere Menschen brauche oder ob ich es weiterhin verdrängen kann.
[....]
Ich mag das nicht mehr, ich mag endlich ein normales Leben
führen. Eins, das nicht von meinen ganzen psychischen Problemen zerfressen
wird. Aber kann ich das überhaupt? Normal sein? Ich zeichne mich so durch meine
Störung aus, dass ich gar nicht weiß wie es ohne diese ist. Dass ich auch Angst
habe diese abzugeben. Mein Körper, der sowieso für immer davon gezeichnet ist.
Jeder, der mich ohne Hose sieht, wird es immer sehen können. Es gehört zu mir
und ich glaube ich bin noch nicht soweit es abzugeben. Noch nicht mal
annähernd. Und vielleicht werde ich auch niemals soweit sein. Vielleicht ist
das auch okay, weil es eben einen großen Teil von mir entspricht und einfach
dazu gehört. Und es so viele Menschen gibt, die mich so kennen und es absolut
so akzeptieren. Manche können es gut verstehen, manche weniger. Aber alle
tolerieren es. Sie nehmen mich so wie ich bin.
[...]
Und vielleicht hattest du einfach, die falschen Menschen in
deinem Leben. Menschen, die dir nicht das geben konnten, was du brauchtest. Das
sind Themen, die hängen bleiben. Dinge, die in meinem Kopf rumschwirren. Und
das Schlimme ist, dass ich die richtige Antwort auf dieses Thema weiß.
Es gibt da so viele Menschen und ein paar der letzten Jahre
sind mir sehr intensiv in Erinnerung geblieben. Das sind Menschen, die ich
geliebt habe. Mit denen ich welche der besten Momente meines bisherigen Lebens
erlebt habe. Die mein Leben oft lebenswert gemacht haben. Aber nur in den
Moment, wo es mir gut ging. Wo ich die guten Seiten zulassen konnte. Aber wo
waren diese Menschen, in den schlechten Momenten? Das frage ich mich heute oft.
Wo waren sie? Wo waren sie als ich die Hölle (für mich zumindest) durchgemacht
habe? Als Beziehungen vorbei gingen, als ich mich völlig selbst verloren hatte.
Da waren sie nicht.
Das heißt nicht, dass ich die Zeiten bereue. Dass heißt auch
nicht, dass ich den Kontakt mit diesen Menschen bereue. Viele von diesen sind
noch in meinem Leben und werden da sicherlich bleiben. Aber es hat sich etwas
verändert. Ich habe mich verändert. Und ich bin nicht sicher, ob alle diese
Kontakte meine Veränderung überstehen können. Das muss die Zeit zeigen.
Eine Sache ist mir aber klar geworden. Mir ist klar
geworden, dass ich andere Menschen suche und auch andere Menschen brauche.
Menschen, die mich verstehen und mir das Gefühl geben, dass ich zu ihnen kommen
kann und sie einfach da sind. Menschen, mit denen ich richtig lachen kann.
Menschen, mit denen ich Momente intensiv erleben kann. Zeiten, in denen ich
mich wieder am Leben fühle.
[...]
M. – und auch hier nochmal danke für das unglaublich tolle
Gespräch, ohne dass ich auf viele dieser Gedanken so nicht gekommen wäre.
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